Samstag, 17. Mai 2008

Burg Stargard

Heute grüße ich euch aus Burg Stargard. Ja, jetzt haben wir unser erstes großes Etappenziel erreicht.
In den letzten beiden Tagen war es mit dem Telefonieren ja nicht so einfach. Hier, wo Amseln noch wilde Tiere sind, gibt es halt nicht überall einen Sendemasten und ich konnte oft nicht telefonieren, so wie ich es mir abends immer wünsche. Aber es ging uns immer gut!

Vorgestern haben wir an einem Kanu-Biwakplatz gezeltet. Dort waren wir zwar nicht allein, aber ich habe mich der Truppe um das Lagerfeuer trotzdem nicht angeschlossen, weil ich einfach total müde war und nicht mehr auf der Bank sitzen wollte. Ich hatte mein Zelt neben dem Feuerplatz aufgeschlagen, nichtsahnend, dass es noch aktiviert werden würde und so wurde ich in meinem warmen Schlafsack liegend Ohrenzeuge des abendlichen Zusammenseins. Es war interessant, jeder stellte sich vor und erzählte was und auch die Gitarre wurde rausgeholt. Ich hörte bekanntes und unbekanntes und konnte bei manchen Liedern in Gedanken mitsingen. Es wurde auch "Du hast den Farbfilm vergessen!" intoniert, ein frühes Werk von Nina Hagen.
Bis zum Lagerfeuerlöschen war ich dabei und .... schön wars!

Morgens bin ich früh aufgebrochen. Die letzten Tage wurde es morgens immer früher. Ich habe meine Technik bzw. den Ablauf geändert, was das Packen angeht und so konnte ich schon früh weiter ziehen. Beim Abschied fragte mich ein Mitcamper: "Wo ist eigentlich dein Kanu?"

Nach nur drei Kilometern kam ich an der Useriner Mühle vorbei. Leute, wenn ihr die Gelegenheit habt, da könnt ihr ruhig mal hin. Ein wunderschöner Platz mit einem interessanten Betreiber, nämlich Jojo, der dem Ganzen einen ganz besonderen Geist eingehaucht hat. Wir haben uns eine halbe Stunde am Wegesrand unterhalten über körperliche Ertüchtigungen, Vegetarismus, Träumen und so weiter. Jojo hat mich eingeladen bei ihm zu bleiben, aber ich hatte am Morgen schon in Burg Stargard angerufen und mein Eintreffen für den nächsten Tag angekündigt, sonst hätte ich verweilt. Hätte mich nützlich machen können und wir hätten wahrscheinlich weiter geplappert, den ganzen Tag bis zum Abend. So bin ich aber nach einer herzlichen Umarmung von Jojo weitergezogen.

Abends habe ich wieder einen normalen Campingplatz erreicht. Ganz allein war ich zwar nicht, aber die Wohnmobilleute sowie Dauercamper zählen ja nicht. Die "Jugendwiese" war halt außer mit mir nicht besetzt. Von dort aus ging es auch zur FKK-Badestelle und ich habe den See getestet, aber da es schon nicht mehr so heiß war, und ich nicht Wiebke heiße, bin ich nur so drin rum gestakst und habe mich auch so am See erfreut.
Die hatten beim Duschen ein interessantes System. Man bekommt einen aufgeladenen Chip und tut den in einen Automaten. Da bucht er alle sechs Sekunden zwei Cent ab. Wenn man das Duschen unterbricht, um sich zum Beispiel einzuschäumen, muss man den Chip rausziehen, der im Vorraum steckt. Hab ich gemacht, man konnte nämlich von der Dusche aus den Automaten beobachten und sehen, wie die Cents verschwinden.

Am gestrigen Tag bezog es sich ab mittags und ich organisierte meinen Wagen um. Meine Regensachen waren nämlich in die unterste, hinterste Ecke verschwunden. Ich habe sie dann auch gebraucht, aber es regnete wirklich nur ganz leicht. In Fürstensee habe ich dann in einem Buswartehäuschen mit meinem Wagen einen trockenen Platz gefunden und eine Pause gemacht. Zwei Radfahrer aus Bremen, die mich vorher schon gesehen hatten, gesellten sich dazu und wir haben uns bestimmt eine Stunde sehr nett unterhalten. Ihre Tour steht unmittelbar vor dem Ende. Morgen schon müssen sie wieder in Bremen sein.

Ich bin dann noch bis Herzwolde durchgelaufen. Im Ort davor habe ich noch versucht anzurufen, weil mir schon schwante, dass es wieder kein Netz gibt, aber ich war schon mitten drin im Funkloch. In Herzwolde habe ich ein Paar, welches vor ihrem Häuschen saß gefragt, ob sie wüssten, wo ich mein Zelt aufschlagen kann und sie verwiesen mich auf die öffentliche Badestelle direkt vor ihrem Haus. Meine Bitte, von ihrem Telefon aus anrufen zu dürfen schlugen sie aus mit den Worten: "Am See kann man telefonieren!" Dann verschwanden sie ins Haus und waren nicht mehr gesehen. Ihr wisst schon, telefonieren war unmöglich.
Ich habe alles aufgebaut und trocken zu Abend gegessen und bin dann auch schnell ins Zelt. Es hat ca. zwei Stunden geregnet, aber den Rest der Nacht war es still.

Um halb sieben bin ich aufgewacht und war auch ausgeschlafen. Tica wollte nicht aus dem Zelt, aber ich habe einfach gepackt. Dann kam die Post, jedenfalls dachte ich das. Wer fährt schon um sieben Pakete aus? Es war der Bäcker. Ich hoch zur Straße und konnte da gleich einkaufen. Ein Schweineohr für ein schnelles Frühstück und ein Brötchen für später und wir machten uns um halb acht schon auf den Weg.

Kurz vor Goldenbaum piepste mein Handy und ich bekam die SMS, die abends nicht zu mir durchdringen konnte. Also habe ich erstmal Überlebensmeldungen geschrieben.
Herr Lips hatte auf meine Mailbox gesprochen und mir gesagt, dass er mich um elf in Carpin erwartet. Gut. Ich war einige Zeit eher, hatte aber noch nicht gefrühstückt und mir in Carpin dann mein Brötchen geschmiert und auch mein Buch gelesen. Da kamen Lipses dann um halb elf und wir zogen weiter.

Ja, 20km im Stechschritt. Herr Lips übernahm für die folgenden 20,5km den Wagen, die letzten 500m durfte ich dann wieder ziehen. Wir waren um drei schon vor Ort, ein strammes Tempo eben. Meine Tagesetappe: 29km.

Bis hier sind es genau 556km für mich gewesen.

Was soll ich sagen? Kaum waren wir hier fing es an zu regnen. So hatte ich das Wetter bestellt.

Jetzt werde ich erstmal verwöhnt. Meine Wäsche rotiert in der Trommel und am Montag hat mein Wagen einen Termin in der Werkstatt. Dann wird das Wetter auch wieder gut und ich kann weiterziehen.

Meine Fotos möchte ich hier verwalten und ich habe Gelegenheit zu telefonieren, wovon ich schon Gebrauch gemacht habe.

Ach ja, das Tippsen geht auch noch immer flott von den Fingern.

Ich melde mich später wieder! Geniest das Wochenende und Danke! für euer Interesse und eure netten Kommentare, die mir immer übers Telefon vermittelt werden.

1 Kommentar:

Sandra hat gesagt…

Hallo Tatjana,

herzlichen Glückwunsch, dass Du Deine erste Etappe so super gemeistert und das Etappenziel gut erreicht hast!

Ich habe die täglichen Einträge auf Deiner Seite immer mitverfolgt (danke an die fleißigen SchreiberInnen) und mir auf google-maps immer angesehen, wo Ihr Euch gerade befindet. Das macht total Spaß, Euch so ein bißchen auf der Reise begleiten zu können. :-)

Es ist wirklich schön zu lesen, dass Ihr immer wieder freundliche und hilfsbereite Menschen trefft - und für Dich ja auch toll, so etwas zu erleben. Das ist wirklich super, dass Du das machst.

Aylin und ich wünschen Euch weiterhin ganz viel Spaß und Glück, tolles Wanderwetter, freundliche Begegnungen und positive unvergessliche Erlebnisse, heile Schuhe, Pfoten, Füße und Reifen und eben einfach alles Gute! :-)

Alles Liebe,
Sandra