Freitag, 25. Juli 2008

Es ist vollbracht

Ablaus, kräftiges Handgeklapper und frenetischer Beifall hallen durch alle Räume und das Internet.

Was für eine Leistung 2002 Km in 11 Wochen zu Fuß gelaufen.

Ich weiß das eigentlich alle Leute denen Tatjana von ihrem Vorhaben erzählte, sie ungläubig angesehen und auch mitleidig belächelt haben. Es schien nicht begreiflich, ja unfassbar zu sein. Selbst in den letzten Tagen sagte noch jemand:"Wann kommt sie denn nun zurück. Ich dachte sie wäre nur 2, 4 oder 6 Wochen unterwegs."

Dann kam die Vorbereitung. Da wurden vor einem Jahr die Karten befragt. Die ersten Pilgergegenstände bekam sie zu Weihnachten. Als letztes den Streitwagen mit den neuen Anbauten.

Dann wurde es ernst. Am 27. April kam der große Aufbruch. Der erste Pilgersegen in ihrer Gemeinde, die Verabschiedung von den Kindern, ihrer Mutter und Freunden. Tränenreich und immer noch zweifelnd, wie lange sie wohl durchhalten würde, aber mit den besten Wünschen von allen gingen die zwei Pilger guter Dinge ihren Weg.

Dann schon bald das erste mal Zelten in freier Wildbahn. Ich weiß nicht wer schlechter geschlafen hat, von uns. Von nun an lag das Handy immer in nächster Nähe.
Vor Uelzen dann schon der erste Schaden am Streitwagen. Da war sie noch keine 100 km gegangen und ich hätte sie in kürzester Zeit aufsammeln können. Aber es gab liebe, hilfreiche Mitmenschen an ihrem Wegesrand die ihr Hilfe anboten und Tatjana so ihren Weg fortsetzten konnte. Und so entfernte sie sich immer mehr.
Abends dann das Warten auf ihren Anruf um zu erfahren wie es ihr am Tag ergangen ist, wo und wie sie schlafen wird. Morgens dann nochmal ein Anruf wenn sie gezeltet hatte.
Dann Abends noch posten. Die neusten Nachrichten von den zwei Pilgern in den Blog stellen. Da haben wir, Fides, Natascha und ich keinen Tag verstreichen lassen um die Leser immer auf dem laufenden zu halten. Es wurde uns gedankt, denn es gab immer mehr Mitleser pro Tag.

Jetzt könnte ich sie in Köln ihrem Ziel auflesen und nach Hause holen. Aber leider hat gerade dieses Wochenende die Gerstenernte eingesetzt und so bekomme ich keinen freien Tag. Aber auch das Problem konnte gelöst werden, meine Schwester und ihr Mann werden sie zurück nach Hannover holen.

So wird auch die allerletzte Etappe ihres Pilgerweges nach 13 Wochen gut zu Ende gehen.

So brandet noch ein mal ein einzelner Ablaus auf und ich bedanke mich bei allen die dazu beigetragen haben um Tatjanas Traum zu erfüllen.

Nun nicht mehr laufen, laufen, laufen...


Was für eine Umstellung! Ab heute gehört das ausdauernde Laufen nun nicht mehr zu unserem Tagesablauf. Dafür steht das Plappermäulchen nicht still.

Es war schon lange an der Zeit, Gaby wiederzusehen, und wir haben viel zu bereden und die Themen rutschen eins ins andere.

Heute haben wir die Fotos von mir gemeinsam angesehen und Gaby hat Schlauchtrockentürme kennengelernt. Auf den Bildern kann man erkennen, wie lange ich unterwegs war. So war das Gras am Anfang der Reise noch kurz, manche Bäume hatten noch keine Blätter und der Raps stand noch lange vor der Blüte. Jetzt kann man schon Äpfel ernten, ich habe die ersten Brombeeren gekostet und überall blüht das indische Springkraut. Teilweise ist die Ernte schon im vollen Gange.

Anhand der Fotos sind wir einige Tage des Pilgerns durchgegangen und mir sind schon vergangene Dinge wieder eingefallen. Manchmal habe ich auch was fotografiert, zu dem ich nichts mehr weiß.

Wie geht es mir jetzt, wo ich tatsächlich angekommen bin?

Ich werde mich sicherlich verändert haben. Wie sehr, wird mir wahrscheinlich erst nach und nach bewusst, wenn ich wieder im alten Umfeld bin. Mit Familie, Freunden, Besitz, einem sicheren Dach über dem Kopf und dem Bewusstsein, am Abend einen Platz zum Schlafen zu haben. Aber auch einem Briefkasten, der geleert werden will, dem Computer, Telefon, Verpflichtungen usw.

Voller Freude steht mir die Aufgabe bevor meine Tagebuchaufzeichnungen als Grundlage für einen ausführlichen Pilgerbericht zu Hilfe zu ziehen. (Sagt man das so?)
Jedenfalls freue ich mich, angekommen zu sein. Bin auch stolz auf mich und dankbar, einen Lebenstraum verwirklicht zu haben. Wieviel ich im Laufe der drei Monate erlebt habe, werde ich wohl nur nach und nach ermessen.
Für eure Treue am Bloglesen möchte ich euch allen danken!
Wenn ihr mir schreiben wollt, ab Anfang nächster Woche bin ich wieder über email zu erreichen.
Meine Adresse: goldpoelle$gmx.de ($=@)
Ich freue mich wirklich von euch zu hören!
Ganz viele liebe Grüße und nochmal DANKE auch an die fleißigen Blogpfleger, die ich demnächst nun alle wiedersehe!
Es grüßen zwei Pilger guter Dinge
Tica und Tatjana

Donnerstag, 24. Juli 2008

Krönender Abschluss!


Der letzte Tag ihres persönlichen Pilgerweges, begann mit einem wunderschönen Frühstück, zusammen mit dem Pastor.
Wie vermutet kamen sie gegen Mittag in Köln an, wo Tatjana sich bei einem PANDORA Geschäft ein neuen Anhänger, für ihr Armband kaufte. Die Perle mit der Krone.
Die Zugfahrt und der kleine Fußmarsch in Richtung Gaby, klappte ohne weitere Probleme. Gaby kam ihnen auch ein paar Kilometer entgegen.

27,2 km waren es heute und rechneten sich zu guter Letzt auf die insgesamt gelaufenen
2002 km!!!
Wir sind stolz auf euch.


Nun sitzten sie quatschend in einer gemütlichen Runde und Tica versteht sich mit Gabys vier Katzen recht gut.
Morgen und Samstag werden beide noch mit Gaby verbringen. Am Sonntag werden sie mit dem Auto wieder nach Hause kutschiert.
Tatjana lässt ausrichten, dass sie sich bei Gelegenheit natürlich hier meldet.

Und somit kann ich mich auch im Namen von Natascha und Irk nur nochmal herzlich bedanken, dass ihr so fleißig mit gelesen und gefiebert habt. Drei Monate, die wir nicht so schnell vergessen werden. :)

Mittwoch, 23. Juli 2008

Kurz vor dem Ziel


Mit 33,8 km in den Beinen kamen Tatjana und Tica heute Nachmittag in der Pfarrkirche St. Hubertus in Köln-Brück unter. (www.st-hubertus-koeln-brueck.de)

Nach vielen Kilometern an der B55, der "Pilgerautobahn" entlang, strebte Mama eine Gemeinde an, wo sie ihr Zelt aufschlagen wollte.

Als sie auf den Hof vor der Pfarrkirche ankamen, trafen sie gleich auf den Pfarrer, der sich sehr über ihren Besuch freute. Er bestand darauf, dass sie für die Nacht ein festes Dach über dem Kopf haben und lud sie ein, im Archivzimmer zu schlafen, wo Tatjana sogar ein Bett zur Verfügung steht.

Schräg gegenüber der Pfarrgemeinde steht das Gasthaus "Em Hähnche" (www.emhaehnche.de), wo Mama mit dem Pfarrer und dem "Pfarr-Studenten" Michael draußen bei bestem Wetter zu Abend aß und sich super mit ihnen unterhalten konnte.
Das Brauhaus hat vor ein paar Jahren den Wetterhahn der Pfarrkirche nach einer Renovierung geschenkt bekommen und daher seinen Namen.
Der Pfarrer entschied, dass Tatjana noch ein Dom-Kölsch auf ihre Pilgerfahrt trinken müsste, "das sei wie Weihwasser".

Morgen bricht Mama nach Morgengebet und Frühstück zum Dom auf, dem Ziel ihrer Reise!
Gegen Mittag wird sie dort ankommen und dann noch ein wenig durch die Stadt schlendern, bevor sie mit dem Zug nach Euskirchen fahren wird.
Von dort aus sind es dann noch ein paar Kilometer zu Fuß nach Zülpich-Niederelvenich, wo sie Gaby besuchen wird.

Für Morgen werden wir noch einmal für sie bloggen, danach wird sich Mama dann wieder selber melden!

Dienstag, 22. Juli 2008

Ungemütliches Pilgerwetter


Von Denklingen führte es die beiden Pilger heute nach Verr bei Drabenderhöhe, über eine Strecke von 22,8 km.

Das Wetter spielte leider wieder nicht mit. Wo es hier in Hannover zumindest etwas Sonne gab, nieselte es bei Mama den ganzen Tag. Zudem war es weiter sehr kühl und die beiden haben gefroren.

Bei so einem Wetter tut es Tatjana besonders gut, wenn sie schon weiß, wo sie nachmittags unterkommen wird.
Vormittags hat sie mich deshalb, wie gestern, schon kontaktiert, dass ich Unterkünfte für sie "checke".
Das Haus Wald-Eck (www.haus-wald-eck.de/) machte dabei das Rennen: Es liegt in dem kleinen Örtchen Verr direkt am Wald und am Pilgerweg und beherbergt somit oft Pilger. Es gibt auch ein Pilgerbuch, was Mama besonders freut. Morgen früh wird sie sich dort eintragen.
Beim Gespräch mit dem Hausbesitzer stellte sich heraus, dass Tatjana und Tica von allen Pilgern, die bereits dort übernachteten, den bereits weitesten Weg hinter sich gebracht haben. Darauf wurde erstmal ein warmer Tee getrunken.

Den Tag über haben beide größtenteils die Radwegen genutzt. Nach tagelangem Niederschlag sind die unbefestigten Waldwanderwege nämlich unbegehbar.
Sie hat heute keine anderen Wanderer oder Pilger getroffen und sich unterhalten und ist auch nur durch kleine Orte gekommen.

Morgen steht die letzte Etappe an, bevor sie übermorgen voraussichtlich in Köln ankommen wird. Die Spitzen des Doms kann sie somit noch nicht sehen. Overath ist noch 14 Kilometer entfernt.
Sie hofft, dass es Morgen abend schon wieder trocken genug sein wird, dass sie für die Nacht noch einmal draußen zelten kann.

Montag, 21. Juli 2008

9 Bundesländer in 12 Wochen

22,6 km von Freudenberg über Friesenhagen nach Denklingen.
Dabei durchquerten die Pilger das 9. Bundesland auf ihrem Pilger Weg zu Fuß.


Heute morgen gab es ein Vegetarier Frühstück. Mit einer Sorte Scheibenkäse, ein wenig Obst, 6 Brötchen! und einer Tasse Tee. Nach dem Frühstück ging es nicht gleich los auf die Pilger Strecke, sondern zurück ins Bett kräfte sammeln. Als man sich nun kräftig genug fühlte ging es auf gut ausgeschilderten Wegen nach Friesenhagen. Auch musste Tatjana heute den Streitwagen wieder mal durch zerfurchte Waldwege ziehen. Gegen Mittag begann es dann zu regnen und die ohnehin schon kühlen Temperaturen fühlten sich gleich um ein paar Grad kühler an. Tatjana verzichtete auf eine Hose und ging im Rock weiter. Denn nasse Hosenbeine kühlen zusätzlich.

Das ist ihre Meinung, halt eine Frauen Erfahrung.


Denklinger-Hof.

In Denklingen suchte sie und fand auch recht schnell den Denklinger-Hof. Da aber ein Schild eine Mittagspause bis 16.30 verkündete ging sie erst mal im nahen Supermarkt einkaufen. Vor dem Einkauf placierte sie die frierende Tica und den Streitwagen in einem Bushäuschen, dass vor dem Regen Schutz bot. Dort aß Tatjana dann auch noch ein Stück Kuchen und trocknete Tica ab und setzte sie in ihre Daunen Weste. Gegen 17.00Uhr klingelte Tatjana am Denklinger-Hof mehrmals, bis ihr schließlich aufgeschlossen wurde. Zögerlich, ja schon fast wiederwillig, bekam Tatjana ein Zimmer.
Und das auch nur weil sie auf die Web-Seite hinwies, die Natascha Mittags schon rausgesucht und sie über dessen Inhalt informiert hatte.

Sonntag, 20. Juli 2008

Ein Stück mitgefahren

Heute morgen ging es von Netphen über Siegen nach Freudenberg. Eine Tagesetappe von 22 km.

Von Netphen ging sie auf Fahrradwegen nach Siegen. Dort aß sie bei einem Inder zu mittag. Dieses leckere Mal aus Suppe und Gemüsegericht hätte eigentlich nicht nur gut munden sollen, sondern auch ihre Laune aufhellen. Aber im Moment fällt ihr das voran kommen schwer. Es liegt am Wetter, an der Schwierigkeit abends eine Unterkunft zu finden und auch manchmal an den Menschen die ihr begegnen.
Nach dem Essen in Siegen suchte sie ihren Fahrradweg wieder auf, aber dieser bog alsbald in einen Wald ab. Dort traf sie auf eine nette Begleitung und sie unterhielten sich. Als dieser sie wieder verließ, weil ihre Wege sich trennten, und der Weg den Wald wieder verließ um an der Landstraße zu folgen, stellte sie fest das Freudenberg immer noch 11 km weit weck war. Sie waren mehr als eine Stunde gegangen für 1 km. Auch waren die Pilgerzeichen nicht mehr zu finden. Tatjana fragte nach dem Weg. Sie war richtig nur der Waldweg stimmte nicht so recht in den Plan. Sie gingen weiter. Nach einer viertel Stunde ohne Radweg auf der Landstraße hupte ein Auto neben ihr. Sie dachte an eine plumpe Anmache, aber es war der Herr den sie kurz zuvor nach dem Weg gefragt hatte. Er hatte seinen Kofferraum inzwischen geleert und bestand darauf sie nach Freudenberg zu fahren. Was auch gut war denn die Landstraße wurde kurze Zeit später vierspurig und stark befahren. In Freudenberg ging dann das Gesuche nach einer Unterkunft los. Sie hat bei dem kalten und regnerischen Wetter keine Lust wild zu zelten. Bei einem Pastor gab es nur einen Stempel und keine Unterkunft. Die Pensionen waren ausgebucht und so suchte und fand sie Unterschlupf in einem Hotel. Selbst Tica war dort willkommen und nahm sogleich das extra große Einzelbett in Beschlag. Bei Pilger Wein will sich den Schimanski im Fernsehen anschauen.